Archäologische Spurensuche

Die Umgebung der Stadt Haldensleben ist seit Jahrtausenden besiedelt. Davon zeugt eine Fülle hochrangiger archäologischer Stätten. Sie geben Einblick in das Leben von der Ur-und Frühgeschichte bis in das Hochmittelalter. Spuren der bislang ältesten altsteinzeitlichen Bewohner wurden in der Hundisburger Parkkiesgrube nachgewiesen. Jungsteinzeitliche Besiedlung ist für den Schloßberg Hundisburg und das Umfeld der Althaldensleber Burg nachweisbar. Ihre bedeutensten Spuren finden sich jedoch in der weiteren Umgebung in Form zahlreicher Großsteingräber. Aus dem Hochmittelalter datiert der Wall der 1167 zerstörten Althaldensleber Burg, sowie die Burgstelle bei „Hannchensruh“. Die markante Ruine des romanischen Westbaus zeugt von der Wüstung des einstigen Dorfes Nordhusen. Um den Entdeckerpfad möglichst vielen Menschen zugänglich zu machen, wird großes Augenmerk auf seine barrierearme Gestaltung gelegt. Dazu werden die Wege in nächster Zeit barrierearm erschlossen und mit entsprechenden Hinweisschildern für Menschen mit eingeschränkter Mobilität versehen. Ebenso dazu gehören unterfahrbare Informationspulte für Rollstuhlfahrer und Kinder.

Herausgeber:
Stadt Haldensleben
Markt 20-22
39340 Haldensleben

BURG ALTHALDENSLEBEN

Ausgangspunkt ist in Althaldensleben die Thomas-Müntzer Straße. Nach ca. 10 m befestigten Parkwegen visuell erlebbar (Infostele).Die Burgstätte selbst ist auf befestigten Parkwegen mit zum Teil großen Steigungen zu erreichen. Von hier können Sie auch einen Rundgang durch den Landschaftspark Althaldensleben-Hundisburg mit bemerkenswerter Flora und Fauna starten.

Die vor uns liegenden Wälle und Gräben markieren eindrucksvolle Reste einer mittelalterlichen Burganlage. Sie war Sitz der seit dem 10. Jahrhundert erwähnten Grafen von Haldensleben.

Durch archäologische Grabungen ist die Besiedlung der Anhöhe bereits für die Bronzezeit nachgewiesen. Vom 3. bis zum 5. Jahrhundert n. Chr. bestatteten dort die Germanen ihre Verstorbenen auf einem Urnenfriedhof.

Der tiefe Kreisgraben und der Außenwall sind erst im 12. Jahrhundert angelegt worden. Der äußere Wall überlagert ältere Befestigungsgräben. Vermutlich handelt es sich dabei um die Reste der 1167 zerstörten Burg Heinrichs des Löwen.

1228 stiftete Erzbischof Albrecht von Magdeburg in Althaldensleben ein Nonnenkloster der Zisterzienserinnen. Nun wurde die wüste Burgstätte in einen Weinberg umgewandelt.

Nach der Aufhebung des Klosters 1810 schuf der neue Besitzer Johann Gottlob Nathusius daraus einen Lustgarten. Dazu ließ er künstliche Ruinen aus Findlingen und einen Rundtempel auf der höchsten Stelle der Burgstätte errichten.

BURGWALL HANNCHENS RUH

Parkplatz Schloss Hundisburg. Auf befestigten Wegen des Land­schaftsparkes zu erreichen. Vom befestigen Parkweg aus visuell erlebbar (Infostele). Die Burgstätte selbst ist auf unbefestigten Parkwegen zum Teil über größere Steigungen erreichbar.

Vermutlich handelt es sich bei dieser Befesti­gungsanlage um die Gerichts- bzw. Dingstätte im Zentrum des 967 erwähnten Burgwardbe­zirkes Haldensleben. Der längst eingestellte Ge­steinsabbau ließ ein Wallprofil sichtbar. Im Zuge der hier 1982 erfolgten Dokumentation konnte die Besiedlung des Höhenrückens in der Jung­steinzeit {Schönfelder Kultur, ca. 2500 v. Chr.) und in der jüngeren Bronzezeit {ca. 1000 v. Chr.) nachgewiesen werden.

Die Befestigungsanlage selbst {annähernd kreis­runde Burg mit 110 m Durchmesser) lässt sich mangels Fundstücken nicht genau datieren. Die mit Kalkmörtel gebundene und rund 3 Meter starke Ringmauer weist mindestens zwei Bau­phasen auf. Sie wird demnach längere Zeit be­standen haben.

Mitte des 19. Jahrhunderts entstand auf der nördlichen Spitze des Burgwalls zunächst der nach Johanne Nathusius benannte Aussichts­punkt „Hannchens Ruh“. Nach Einstellung des Steinbruchbetriebs und der Einbeziehung in den Landschaftspark kam ein weiterer Ausblick in Richtung Hundisburg hinzu.

PARKKIESGRUBE HUNDISBURG

Erreichbar von Hundisburg auf befestigten Parkwegen des Landschaftsparkes. Parkmöglichkeit auf Schloss Hundisburg. Entfernung ca. 700 m
vom befestigten Parkweg aus. Visuell erlebbar. (Infostele). In die Parkkiesgrube selbst für kein Weg.

Zwischen Althaldensleben und Hundisburg kamen beim Kiesabbau zunächst Überreste von eiszeitlichen Großsäugern wie Mammut, Wollhaarnashorn, Wildpferd und Wildrind ans Tageslicht. Die Kiesschichten des Bebertales stammen aus der Saaleeiszeit (um 300.000 bis 130.000 v. Chr.). So bewunderte bereits Goethe 1805 in einer Helmstedter Sammlung einen aus Althaldensleben stammenden Elefantenzahn.

1904 wurden dann in der Parkkiesgrube Hundisburg erstmals Steinwerkzeuge des frühen Neandertalers geborgen. 1921 folgte einer der ersten in Deutschland gefundenen Faustkeile. Bis zur Stilllegung der Kiesgrube kamen rund 100 weitere Feuersteinartefakte hinzu. Sie werden dem altsteinzeitlichen Achenleen vor ca. 200 000 Jahren zugeordnet.

Nachdem der Schotterfundplatz bereits aus dem Blickwinkel der Wissenschaft geraten war, setzten 2005 erneut Grabungen an (Gemeinschaftsprojekt der Universität Tübingen und des Landesamts für Archäologie Sachsen-Anhalt). Hier konnten 448 Steinartefakte und 567 Faunenreste geborgen und wissenschaftlich untersucht werden.

MORDKREUZ GEDENKSTEIN

Befindet sich direkt an der Hauptstraße im Ort Hundisburg. Parkmöglichkeit in unmittelbarer Nähe.
Unmittelbares Ertasten des Naturdenkmales durch Grünanlage erschwert.
Visuell erlebbar (Infostele).

Der Sage nach tötete an dieser Stelle Hans Ernst von Asseburg im Jahr 1576 Busso von Alvensle­ben. Als Buße für diese Untat musste der adelige Mörder 2000 Taler für wohltätige Zwecke zahlen. Schriftliche Quellen belegen die Mordtat jedoch bei Wallhausen. Die Form des Steinkreuzes deu­tet zudem auf eine Entstehung bereits 100 Jah­re früher. Außerdem war das Setzen derartiger Sühnezeichen nach der Reformation nicht mehr üblich. Daher dürften sich im Lauf der Zeit Reali­tät und Sage vermischt haben. Das Oberteil des Kreuzes wurde 1989 anhand einer historischen Zeichnung nachgestaltet.

Der mächtige Findling aus Granit ist einst im Gletschereis aus Skandinavien an seinen Auffin­dungsort in der Nähe der Ruine Nordhusen be­fördert worden. In ur- und frühgeschichtlicher Zeit fanden ihn die Menschen auf der Breitsei­te liegend wie einen großen Steintisch vor. Sie pickten kleine Mulden in seine Oberfläche, in de­nen sie vermutlich Farbpigmente oder Heilpflan­zen wie in einem Mörser zerrieben. Dadurch wurde er als Schälchen- oder Reibmuldenstein zu einem archäologischen Kulturdenkmal. Seit 1913 erinnert er am jetzigen Standort an die Be­freiungskriege gegen Napoleon.

RUINE NORDHUSEN

Erreichbar von Hundisburg auf der Steinbruchstraße oder auf dem Aller-Elbe Radweg. Am Steinbruch befindet sich ein Behindertenparkplatz (unbefestigt). Von dort gelangt man auf dem asphaltierten Aller-Elbe Radweg in 300 m zur Ruine Nordhusen. Visuell erlebbar (Infostele).

Die Ruine Nordhusen ist heute ein landschaftsprä­gendes Bauwerk. Es handelt sich um das letzte sichtbare Zeugnis des einst bedeutenden Dorfes Nordhusen. Der Ort wurde erstmals 1218 ur­kundlich erwähnt. Schon im 13. Jahrhundert verlagerte sich der Siedlungsschwerpunkt nach Hundisburg. Bis zum Ende des 15. Jahrhunderts fiel Nordhusen vollständig wüst.

Bei der Ruine handelt es sich um den Westquer­turm der einstigen Dorfkirche von Nordhusen. Das romanische Bauwerk wurde im späten 12. Jahrhundert errichtet.

Die weiten Rundbogenöffnungen verbanden den Turm ursprünglich mit dem längst verschwun­denen Kirchenschiff. Sie dienten möglicherwei­se als Zugang vom Kirchenschiff zu einem Altar im Obergeschoss des Turms. Von den Schallöff­nungen der Glockenstube sind je zwei auf den Schmalseiten und fünf auf der breiten Ostseite erhalten.

Mit der Anlage des Landschaftsparks Althal­densleben-Hundisburg erhielt der Kirchturm im 19. Jahrhundert eine Funktion als malerischer Blickpunkt und wurde mit Bäumen umpflanzt.

BESTATTUNGSPLATZ GALGENBERG

Erreichbar auf der Dönstedter Straße von Hundisburg kommend oder über den Aller-Elbe Radweg. Haltemöglichkeit neben der Dönstedter Straße am Abzweig des Ziegeleiweges. Visuell erlebbar von der Dönstedter Straße (Infostele). Unmittelbar zum Grabhügel gelangt man über einen 35 m langen Trampelpfad.

Der Galgenberg ist eine landschaftsprägende An­höhe. Hier bestatteten die Bewohner des umlie­genden Siedlungsraums über Jahrtausende ihre Verstorbenen. Heute sind hier 13 Hügelgräber deutlich erkennbar. Zwei von ihnen konnten 1979-88 archäologisch untersucht und rekon­struiert werden.

Dabei ergab sich, dass der mit Findlingen einge­fasste Hügel I aus der frühen und Hügel II aus der mittleren Bronzezeit (ca. 1500 v. Chr.} stammt. Unter den Hügelaufschüttungen konnten Flach­gräber sowohl der Baalberger Kultur ( ca. 3500 v. Chr.} als auch des Spätneolithikums (ca. 2000 v. Chr.} dokumentiert werden.

In den Grabhügeln fanden sich als Nachbestat­tungen Brandschüttungsgräber und Urnengräber der jüngeren Bronzezeit, Urnengräber der Eisen­zeit und der Römischen Kaiserzeit. Aus dem Mit­telalter sind Körpergräber sowie aus der Zeit des spätmittelaterlichen Richtplatzes Grabstätten und Pfostenlöcher des Galgens nachgewiesen. Die wichtigsten Funde und Befunde der Grabung auf dem Galgenberg stehen im Mittelpunkt der Ausstellung zur Ur- und Frühgeschichte des Mu­seums Haldensleben.

HÜNENGRAB KÜSTERBERG

Ausgangspunkt: Parkplatz an der B245 am Ortsausgang Haldens­leben in Richtung Bebertal. Den Waldweg Richtung Hundisburg entlang, ca . 1000 Meter. Visuell erlebbar (Infostele). Zum Hünengrab selbst führt kein Weg (in Planung).

Das Großsteingrab konnte 2010-13 von der Uni­versität Kiel untersucht werden. Es wurde in der Zeit um 3450 v. Chr. {Jungsteinzeit) errichtet und über 500 Jahre lang für Bestattungen genutzt. Die Anlage entstand auf einer künstlich abgeflachten Kuppe. Sie birgt eine Grabkammer mit Zugang auf der südlichen Längsseite und ist mit einer 19 Meter langen Umfassung versehen. Die Kammer bestand ursprünglich aus insgesamt 19 Wandsteinen. Die­se stützten sieben Decksteine. Die unregelmäßige Form der Deck- und der Wandsteine deutet auf ei­nen Mangel an größeren Findlingen hin.

Im Innenbereich konnte ein Bodenpflaster nach­gewiesen werden. Die einstmals 16 Umfassungs­steine schlossen einen Hügel ein. Zwischen den Umfassungs- und den Kammersteinen existierte ein Trockenmauerwerk aus GrauwackeSteinplat­ten. Auf der Südseite erstreckte sich ein gepfla­sterter, annähernd halbkreisförmiger Vorplatz.

Anhand von Spuren sind noch mindestens drei frei stehende Menhire {hochragende Steinblöcke) nachgewiesen. Zwei von ihnen standen in Verlän­gerung des Eingangs und betonten ihn. Auf dem Vorplatz sind Reste von Beigabengefäßen gefun­den worden.

TEMPLERBURG WICHMANNSDORF

Erreichbar über die B 245. Am Ortsausgang befindet sich ein Parkplatz (unbefestigt) gegenüber dem Waldhotel „Alte Ziegelei“. Ca. 400 m auf einem Fahrweg, dann rechts auf einen Waldweg abbiegen, vorbei an den Anglerteichen und einer Schutzhütte, hier ca. 500 m bis zur Templerburg.
Die Templerburg ist visuell erlebbar (Infostele). Auf die Burgstätte selbst führt kein Weg.

Die Niederungsburg Wichmannsdorf ist späte­stens im 12. Jahrhundert entstanden. Kurz vor 1223 wurde diese Anlage, vermutlich vom Mag­deburger Erzbischof Albrecht, den Tempelrittern überlassen.

Die Ordensritter konnten in der Umgebung erheb­lichen Besitz erwerben, um die Kosten für ihre Niederlassungen im Heiligen Land (Palästina) zu erwirtschaften. 1307 hielt sich Friedrich von Al­vensleben, Meister der Ordensprovinz Alemanien und Slawien, in Wichmannsdorf auf.


Nach dem Verbot des Ritterordens 1312 kam Burg Wichmannsdorf in den Besitz des Klosters Althaldensleben. In der Folgezeit verfiel die Be­festigungsanlage. Die Burgkapelle bestand aller­dings noch 1561.

Heute sind von der Burg nur noch die Oberflä­chenstrukturen der Wälle und Gräben sowie ein­zelne Mauerfundamente erhalten.

In der Nähe der einstigen Burganlage sprudelt eine eisenhaltige Quelle. Sie heißt „Nonnen­spring“ und treibt seit 1922 ein klapperndes Wasserrad an.

HÜNENGRAB TEUFELSKÜCHE

Erreichbar über die B 245. Am Ortsausgang befindet sich ein Parkplatz (unbefestigt) gegenüber dem Waldhotel „Alte Ziegelei“. Von hier gelangen Sie auf einem asphaltierten Rad-/Gehweg Rich­tung Stadtkern, der entlang der Waldgrenze verläuft.
Nach ca. 150 m links abbiegen. Von dort sind es ca. 20 m leicht ansteigender Waldweg (mit Wurzeln durchsetzt) bis zum Hünen­grab. Das Grab ist uneingeschränkt begehbar.

Als erweiterter Dolmen (Steintisch} stellt die Teufelsküche eine Urform der Großsteingräber aus der Jungsteinzeit dar. Zur Entstehungszeit vor rund 5000 Jahren war die aus großen Gra­nitfindlingen errichtete und für wiederholte Be­stattungen genutzte Grabkammer unter einem Erdhügel verborgen. Die Erbauer gehörten als frühe Ackerbauern und Viehzüchter der Trich­terbecherkultur an.

Späterhin wurde die Errichtung solcher Grab­stätten sagenhaften Riesen zugeschrieben. Da­her entstand die volkstümliche Bezeichnung Hü­nengrab.

Mit der Christianisierung schwand die Ehrfurcht vor den heidnischen Grabstätten, die man nun mit dem Teufel in Verbindung brachte. In der Folgezeit kam es zu Raubgrabungen, die jedoch mangels jeglicher wertvoller Grabbeigaben stets enttäuschend endeten. Hinzu kamen schließlich auch Zerstörungen.

Der eingesunkene südliche Deckstein der Teu­felsküche wurde erst 1955 wieder auf die Trag­steine gesetzt. Er musste 1992 nach einem Feu­erschaden neu zusammengefügt werden.

HÜNENGRAB KÜCHENTANNEN

Erreichbar über Süplingen. Parkmöglichkeit an der Gaststätte,“Alte Schmiede“. Auf asphaltiertem Weg vorbei am Sportplatz 2 km bis zum Forst­haus Eiche, dann nach 300 m links in naturbelassenen Waldweg einbiegen. Visuell erlebbar (Infostele). Direkt zum begehbaren Hünengrab gelangt man über 10 m Ra­senfläche.

Das gut erhaltene Großsteingrab liegt im Forstort Küchentannen. Im Jahr 1968 wurde es von der Martin-Luther-Universität Halle aus Gründen der wissenschaftlichen Forschung archäologisch un­tersucht. 1974 konnte die historische Grabstät­te als begehbares Kulturdenkmal rekonstruiert werden.

Als Ganggrab gehört es zu einer entwickelten Form der Megalithgräber aus der Jungsteinzeit. Die in Ost-West-Richtung angelegte Grabkam­mer hat einen Eingang auf der Südseite.

Für die Wiederherstellung wurden fehlende Trag­steine und zwei der sieben Decksteine von zer­störten Gräbern hinzugezogen. Die Rekonstruk­tion des Mauerwerks in den Lücken zwischen den Findlingsblöcken erfolgte nur im unteren Ab­schnitt. Auch wurde die ursprünglich vorhandene Erdbedeckung nicht wieder hergestellt. Die diese Aufschüttung umfassende Steinsetzung (Hünen­bett) blieb unberührt. In der mit Steinplatten ausgelegten Grabkammer waren keine Bestat­tungsreste mehr erhalten. Funde von Scherben aus der Gruppe der Tiefstichkeramik ordnen das Grab der Trichterbecherkultur zu (um 3500 v. Chr.).